Komisches Wetter. Seit gestern ist Mitte Oktober. Die Temperaturen lassen einen die eben erlebten warmen Sommertage und die lauen Sommernächte vergessen, dafür gibt einem der Wind einen Vorgeschmack auf den eisigen Winter in Berlin. Und der Regen beginnt genau dann, wenn man den Fuß vor die Tür setzt und ist nur so stark, dass alles klamm wird, man aber nicht bis auf die Haut durchnässt.
Und irgendwie fühlt sich alles nach Frankreich an. Nach dem komisch verkorksten Erasmus-Semester in der Bretagne. Nach wochenlangem Uni-Streik und arbeits-leeren Tagen, nach durchtanzten Nächten auf Volksfesten in bretonischen Dörfern, nach endlosem durch-die-Stadt-laufen, nach zusammen-kochen und nach französischen Französisch-Lehrern.
Und irgendwie scheint das Meer gleich um die Ecke zu sein, hinter der nächsten Häuserfront. Der Geruch der Großstadt ist weggespült. Nur der stahlblaue bretonische Himmel fehlt und die Tropfen prasseln leiser gegen die doppelten Fenster als im einfach verglasten Studentenwohnheim in Rennes.
Nicht dass ich zurück möchte – wie so oft war das ein Leben auf Zeit, in seiner Kompromisslosigkeit nur möglich durch seine Endlichkeit. Aber es ist schön, sich in dieses damals zurückzuversetzen, es automatisch zu tun, ohne eine Wahl zu haben. Sobald das Wetter wechselt.