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Liebe Tram-Fahrerin,

ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Danke, dass Sie sitzengeblieben sind, als dieser hirnamputierte Möchtegern-Macho sie mit den Worten Los Mäuschen! Aufstehen! aufforderte, ihren Platz für seine taube oder ebenso hirnlose Freundin und deren Kind zu räumen. Sie hatten ganz recht: So redet man nicht mit fremden Frauen und außerdem war noch genug Platz für alle da. Diese Schlappe konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Aber auch als er Sie – völlig zu unrecht! – mit fetter Trulla beschimpfte, blieben Sie höflich und räumten ihren Platz dennoch nicht.

Ich wollte Ihnen bereits während der Fahrt meine Zustimmung durch ein Zeichen kundtun. Leider saßen Sie mit dem Rücken zu mir. So blieb mir und meinem Begleiter nur, den Blödmann mit offenem Mund anzustarren und ihn kopfschüttelnd auszulachen.

Im Nachhinein habe ich mich über mich selbst geärgert: Dies war wieder einmal eine Situation, in der ich etwas hätte sagen sollen. Laut und deutlich. Wenigstens ein Ihre Mutter hat eindeutig die Höflichkeit bei Ihrer Erziehung vergessen! oder Ihr Vater hat sie einmal zu oft verprügelt, oder was? hätten mir rausrutschen sollen. Das wäre ich Ihnen schuldig gewesen. Und alle anderen auch. Die schauten allerdings betreten aus dem Fenster, an die Decke oder boten dem Typen sogar ihren Platz an. Vielleicht hatten sie aber auch nur Angst, die Situation würde eskalieren.

Immerhin sind wir dann doch noch an der gleichen Tram-Station ausgestiegen, wie Sie und dieser dumme Mann mit seiner Entourage. Obwohl mein Begleiter mir versicherte, dass solche Typen in der Regel nicht handgreiflich werden, wollte ich Sie da doch nicht allein aussteigen lassen… Man weiß ja nie.

Auf jeden Fall noch mal ein großes Dankeschön für ihren Mut!

Herzlichst,
Ihre Henny

 

30.05.2006 09:21 von Henny

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