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Ich hätt da mal ne Frage

Was bringt es eigentlich, wenn sich der Vater mehr in der Familie und gegenüber seinen Kindern engagiert?

Hört sich ketzerisch an, aber so ist es nunmal mit den essentiellen Fragen… Ich bin gespannt auf Ihre Antworten. Bestimmt ist etwas dabei, woran ich noch nicht gedacht habe.

 

20.06.2006 11:10 von Henny

  1. Direkt bringt es: eine entspanntere Mutter, Kinder die das maskuline Prinzip durch bessere Kenntniss in ihr emotionales Wachstum integrieren können. Aufmerksamkeit=Liebe=Lebenskraft=Selbstverwirklichung
    Trick: Nicht fordern- erzeugt Druck
    sondern danken- schafft Handlungsfreiraum
    liebt der Mensch doch seinen freien Willen.

    » Naturblond » 6805 Tage zuvor » #
  2. Und was bringt es dem Vater selbst?

    » Henny » 6805 Tage zuvor » #
  3. Kommt er denn wirklich nicht selber drauf?
    Denkanstösse: Welche Beziehung hat er mit seinem Vater gelebt? Wiederholt sich das gleiche Muster? Frage: Will er bis zum ersten grösseren Problem warten, damit die unterbewusst aufgestauten Selbstvorwürfe in Form von “ach, hätt ich nur mehr Zeit investiert um ihnen Rückhalt und Vertrauen zu vermitteln” etc. hochkommen?
    Genetisch gesehen hat der Mann nur die Verpflichtung, bis zum dritten Lebensjahr des Kindes, sein sogenanntes rudimentäres Beschützerverhalten auszuleben. Danach kommt die Erfüllung der sozial-moralischen Erwartungshaltung der Gesellschaft. Folglich werden bei Nichterfüllung-will er es wahrhaben oder nicht- Schuldgefühle aufgebaut, welche wieder der internen Negativ-Konto-Führung Aufschwung geben. Negativität erzeugt Druck und schlechte Schwingungen im Organismus, eine Coexistenz mit der Harmonie (im Inneren wie Äusseren) ist nicht machbar. Fehlende Harmonie erzeugt Krankheiten. Resumen: Um seiner Selbst willen, sollte der Vater sich liebevoll seiner Verantwortung widmen, auch wenn es egoistisch erscheint, ist es zu aller Besten.

    » Naturblond » 6804 Tage zuvor » #
  4. Wenn dieser Zusammenhang so eindeutig ist, warum wird er erst seit höchstens 30 Jahren ernsthaft diskutiert und führt nur langsam zu spürbaren Änderungen im Verhalten?

    (Ich entschuldige mich schon mal für die scheinbar dummen Gegenfragen, aber ich brauche ein paar andere Gedankenströmungen, um zu verhindern, dass ich mich festfahre…)

    » Henny » 6804 Tage zuvor » #
  5. Ach Henny, brauchst Dich doch nicht entschuldigen, wir wissen doch spätestens seit der Sesamstrasse: Wer nicht fragt bleibt dumm! In unserer westlichen, zivilisierten Gesellschaftsform bleibt doch alles so lange, bis die Wissenschaft die geeignete Beweismethode gefunden hat, nicht real, wahr oder existend. So dass wir erst heute so weit sind, Teile des Wissens zu bestätigen, welches die alten Lehren, wie z.B. der Buddismus, das Ayurveda, TCM usw. bereits seit tausenden! von Jahren vermitteln. Unsere Wahrnehmung ist materiell geprägt, was wiederum wenig Raum für Intuition, emotionale Intelligenz und ein mittfühlendes Herz lässt. Ist auch noch gar nicht lange her, (gemessen an der langsamen geistigen Evolution des Menschen) seit C.G.Jung durch die Strassen Zürichs wanderte, um über die von ihm begründete Psychoanalyse zu sinnieren. Aufgrund unserer ich-bezogenen Wahrnehmung – das aufgeblähte Ego – fällt es uns schwer, die Zusammenhänge und das grosse Ganze zu sehen.

    » Naturblond » 6804 Tage zuvor » #
  6. Kommt ihr da nicht etwas vom Thema ab?.. Bei der Kindererziehung fällt mir spontan ein Zitat von Caligula ein: ‘sollen sie uns hassen, so lange sie uns fürchten.’
    Aber nein, das war natürlich nicht ernst gemeint. Ist es nicht so, dass man als Mann gemäß dem klassischen Rollenverständnis den ganzen Tag was ganz anderes im Kopf hat als die eigenen Kinder? Der Satz, nachdem man Kinder zwar sehen aber nicht hören soll, gilt doch vor allem für Männer, weil sie mit dem Gequängel und Geschreie überfordert sind. Das ist natürlich anerzogen, aber gerade darum reproduziert sich diese Einstellung permanent. Erst wenn sich der Vater, gezwungenermaßen oder nicht, frühzeitig, oft und lange mit dem Balg beschäftigt steigt die Beziehung zum Kind über das gewöhnliche Verantwortungsgefühl. Passiert das nicht, dann wird sich der Vater jahrelange selbst sagen, dass er mit dem sich noch nicht artikulierenden Kind so nichts anfangen kann und er sich später (wenn Zeit ist) um eine gute Beziehung bemühen wird. Das wird natürlich nicht eintreten, weil die ersten Regungen von Selbsterkenntnis und Selbstbewustsein Bockigkeit und Auflehnung gegenüber den Alten sind. Und schwupps haben wir eine weiter Generation, die keine Ahnung hat, wie man ein guter Vater wird.

    » Andreas » 6804 Tage zuvor » #
  7. Warum muss sich der Vater gezwungenermaßen mit seinem Kind beschäftigen? Hat er diesen Wunsch denn gar nicht?

    » Henny » 6804 Tage zuvor » #
  8. Wenn Du als männliches Kind einen Vater erlebt hast, welcher sich liebvoll mit Dir beschäftigt hat, wirst Du später auch den Wunsch und das Bedüfniss haben, selbiges mit Deinen Kindern zu tun. Man kann nur das leben was man bereits kennt. Leider ist die Konditionierung in unsere Gesellschaft aber noch genauso wie Andreas es beschrieben hat. Siehe hierzu auch:
    Familienaufstellungen nach Bernd Hellinger

    » Naturblond » 6804 Tage zuvor » #
  9. Das wäre die Wiederholungsthese. Und wie sieht es mit Kompensation aus (Ich-will-es-besser-mach-These)? Erstere erklärt nämlich nicht ausreichend, warum es trotz schlechter Vorbilder immer mehr Männer gibt, die aktive Väter sein wollen und es dann auch tatsächlich sind (zumindest aktiver als ihre eigenen Väter).

    » Henny » 6803 Tage zuvor » #
  10. Wenn der Einkommensichersteller erst gegen 18:00 nach Hause kommt, bleibt gerade in den ersten Jahren nicht viel Zeit, um unter der Woche mit dem Nachwuchs zu interagieren. Das kann ganz schnell zur Entfremdung führen, was ja nicht bedeutet, dass man das Kind nicht trotzdem liebt, man sich sorgt und sich verantwortlich führt. Mann weiß dann einfach nicht viel mit dem Kind anzufangen, gerade wenn es dem Männlichkeitsbild widerspricht, sich am Wochenende mit in die Buddelkiste zu setzen.

    » Andreas » 6803 Tage zuvor » #
  11. Zur bemerkten Tendenz, der sich bessern wollenden Väter, fallen mir spontan die Wörter Evolution (der Gesellschaft) und Karmabewältigung (des Vaters)ein,welche wiederum mit der Wiederholungsthese kompatible sind.

    » Naturblond » 6803 Tage zuvor » #
  12. Wobei sich hier die spannende Frage auftut, ob der Vater irgendwann von seinen positiven Traditionen abgekommen ist und jetzt seine wahre Natur rekonstruiert werden muss oder ob es nicht in Wirklichkeit schon immer so war und die jetzige Debatte nur ein Resultat der Emanzpationsbewegung ist. Vergleichend könnte man hier das neumodische Dogma des ‘Männer sollen im Sitzen pinkeln’ anführen, was für den gemeinen Mann nach einhunderttausend Jahren Evolution auch aus heiterm Himmel kam, aber dennoch aus Sicht der Frau eine absolute und schon immer dagewesene Notwendigkeit ist.

    » Andreas » 6803 Tage zuvor » #
  13. Ja, also das ist eine spannende Debatte, ob diese neue Vaterschaft jetzt tatsächlich neu ist. Wenn wir das auf den abendländischen Kulturkreis einschränken, wage ich zu behaupten, dass sich die neuen Väter so mütterlich wie heute noch nie um ihre Kinder gekümmert haben, was allerdings auch ganz stark auf die späte Erfindung der Kindheit und die Lebenswelt zurückzuführen ist: Kinder wurden früher als kleine Erwachsene gesehen und sehr früh zur Arbeit herangezogen, Emotionen in den familiären Beziehungen waren erst ab Ende des 17. Jahrhunderts von Bedeutung, der Großteil der Menschen hatte keine Freizeit, in der sie sich mit ihren Kindern hätten beschäftigen können.

    Darüber hinaus ist das Stichwort der wahren Natur des Mannes spannend: Gibt es sowas überhaupt und worin besteht es. Lassen sich unsere heutigen Geschlechterrollen auf eine solche Natur (wenn sie denn existieren sollte) zurückführen, oder nicht viel eher auf gesellschaftliche Notwendigkeiten und Zwänge? Muss ich männlich sein, um ein Mann zu sein?

    » Henny » 6803 Tage zuvor » #
  14. Wenn man an die Ureinwohner Amerikas denkt, findet man dort viele unterschiedliche Modelle von gesellschaftlich geprägten Vaterrollen, inklusiver derer, die zu Hause bleiben und die gesammten häuslichen Verpflichtungen tragen, während die Frau für die Beschaffung der Nahrungsmittel verantwortlich ist. Was das Vorstellungsbild eines Mannes und männliches Verhalten ausmacht, erscheint es mir eindeutig anerzogen. Siehe allein schon die Unterschiede des klassischen, italienischen Macho, wo die Mama traditionell noch alles für Bengel macht,und dem sensibilisierteren (böse Stimmen sagen verweichlichteren) im sitzen pinkelnde Deutschen. In unseren Breitengraden würde ich die Entwicklung als Früchte unseres hohen Lebensstandards und Folge des erreichten Wohlstands deuten, wie Henny ja bereits erläuterte. Die wahre Natur des Mannes ist dementsprechend nur das rein genetische, wie z.B. je nach Veranlagung mehr oder weniger gesteigerter Geschlechtstrieb, Aggressionsbereitschaft und die instinktive Köperspache, wie das dem Mann unbewusste sich an den Penis fassen, – bei unsicheren Situationen, dem Anblick schöner Schlüsselreize, und Machtabsteckung. (Tut mir leid Mann, dass ich Dich jetzt auf so banale Dinge minimiert habe, war das Erste, was mir dazu einfiel.) Grundsätzlich sagt die moderne Psychologie, sind in jedem Menschen sowohl das weibliche, als auch das männliche Prinzip vorhanden, die Auslebung wird dann halt von den verschiedensten, prägenden Faktoren modelliert.

    » Naturblond » 6802 Tage zuvor » #
  15. Das ist wohl auch von der Kulturstufe abhängig, wer sich ums Essen zu kümmern hat. Für besonders ursprünglich halte ich die Arbeitsteilung, nach der die Frau durchs Gebüsch krabbelt, um Beeren und Pilze zu sammeln, während der Mann kollektiv jagend sich vom Hirsch auf die Hörner nehmen lässt. Aber mit der Vaterschaft hat das wohl wenig zu tun. Vielleicht sagt uns die Existenz einer Kultur an sich schon was zu dem Thema. Ohne Schrift muss man sich zwangsläufig mit dem Nachwuchs beschäftigen, denn wie soll der sonst den ganzen Schnickschnack vom Steinmesserbasteln bis zur Religionserziehung mitbekommen. Somit wurde erst durch Kommunikations und Informationspeichermittel wie Schrift und Bild die Möglichkeit geschaffen, sich vor der Erziehung der nächsten Generation zu drücken, ohne dass gleich die ganze Kultur in den Abgrund stürzt. Damit halte ich das Problem für gelöst: Kindsverweigerung ist moderne Faulheit/Hedonismus.
    PS: ist die Kompensation von Unsicherheit in obig geschildeter Form tatsächlich typisch männlich? Sowas habe ich zu diesem Zwecke wohl noch nie gemacht..

    » Andreas » 6802 Tage zuvor » #
  16. Das hinkt ein wenig, Andreas: Heißt das, je höher die Kulturstufe, desto eher muss sich die Frau kümmern, oder desto mehr Spielraum gibt es auch für den Mann, sich um Familie zu kümmern. Ãœbrigens hängen Essen und Kinder doch recht eng zusammen, da sich meist eine Person um beide kümmert (örtlicher Zusammenhang…).
    Außerdem würde ich deiner These widersprechen, dass sich moderne Gesellschaften immer weniger um ihre Kinder kümmern, da dies ja die Texte übernehmen können. Die Entwicklung der abendländischen Schriftkulturen zeigt deutlich, dass parallel zur Zunahme der Informationsmedien auch die Vergöttlichung des Kindes voranschreitet, wenn auch unabhängig davon. Nur wird die Art der Beschäftigung eine andere: In schriftlosen Kulturen ist die Vermittlung überlebenswichtiger Kenntnisse essentiell, darüber hinaus bleibt nicht viel Zeit zur spielerischen Beschäftigung mit dem Kind (bilde ich mir zumindest ein). In unserer Gesellschaft wird die Erziehung immer stärker aus der Familie ausgelagert (Institutionalisierung von Bildung), dagegen tritt der Beziehungsaspekt zwischen Eltern und Kindern in den Vordergrund.
    Und noch eine Frage zum Abschluss: Warum sind die achso pflichtbewussten Deutschen, was die Kinderfrage angeht, eines der hedonistischsten Völker Europas (wenn nicht der Welt, mal abgesehen von den Chinesen!)?

    » Henny » 6799 Tage zuvor » #
  17. Kannst Du mir die letzte Frage bitte noch mal erklären?

    » naturblond » 6799 Tage zuvor » #
  18. War nur so ein Gedanke: Das Klischee des Deutschen läuft ja über vor Pflichtbewusstsein. Aber offensichtlich scheint das in Bezug auf Kinder nicht zuzutreffen. Obwohl da eine höhere Beteiligung von Nöten wäre… obwohl: das ist vielleicht auch so eine fixe Idee der Politik und es wäre weitaus sinnvoller, eine Strategie zu entwickeln, die Sozialsysteme funktionstüchtig zu erhalten, ohne ausreichenden Nachwuchs…

    Die Frage war nicht so ganz ernst gemeint. Und jetzt bitte auch keine Diskussion vom Zaun brechen über die Blödsinnigkeit nationaler Stereotypen!

    » Henny » 6798 Tage zuvor » #
  19. Eigentlich wollte ich gar keine Wertung vornehmen, ob oder wie oder warum die Kinder heutezutage vernachlässigt oder nicht werden und ob es früher besser war oder Essen und Kind einfach zusammengehört. Die Grundthese lautete: 2 Millionen Jahre lang hat Papa dem Sohnemann gezeigt, wie man einen Feuerstein zurechtschlägt, Antilopen in Steaks verwandelt und Höhlen vollpinselt. Erst wir können es uns erlauben, andere mit dem Job zu beauftragen. Keine Ahnung, ob das in der Form besser ist..

    » Andreas » 6798 Tage zuvor » #
  20. Danke Henny!
    Ist Dir eigentlich schon aufgefallen, dass Du es schaffst mit einer simplen Frage Seiten von Kommentaren zu sammeln? Schön, dass Du so zum Denken anregst.

    » naturblond » 6798 Tage zuvor » #
  21. @ Naturblond: Ich bin auch ganz überrascht, denn alltäglich ist das auf diesem Blog nicht… noch nicht! ;)

    @ Andreas: Ich glaube, der Vater von heute hat keine andere Wahl. Die Welt ist einfach zu komplex und zu dynamisch, als dass die überlebenswichtigen Kenntnisse von einer Person vermittelt werden könnten. Allerdings sollte sich der Papa von heute die Frage stellen, ob es nicht sinnvoll wäre, die Beziehung zu seinem Kind auf eine andere Ebene zu stellen, und wenn ja welche, damit überhaupt noch eine Beziehung existiert.

    » Henny » 6798 Tage zuvor » #
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