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Der Unberührbare

Watanabe Sensei war in der Stadt. Ich war auch da. Allerdings nur als Zuschauer, weil mir stolze 135 Euro für 3 Tage doch ein bisschen zu stolz waren.

Ungewohntes Gefühl, bei einem Seminar zu sein, wo ich wirklich niemanden kenne, der auf der Matte steht… nicht mal einer der üblichen Verdächtigen war da, geschweige denn dass ich einen der Anwesenden schon mal irgendwo anders gesehen hätte. Die Anwesenden haben mit ihren Aktionen aber entschädigt: Die Ukes flogen auf Blick laut schreiend in verschiedene Ecken (ohne sich dabei etwas zu tun, wohlgemerkt), liegen dann zusammengekauert am Boden und trommeln mit den Fäusten wie ein bockiges Kind auf den selbigen.

Watanabe selbst ist ein kugeliger alter Mann, der die ganze Zeit fröhlich lächelte, sich ausgiebig um die Anfänger kümmerte und eben Leute per Ki-Projektion oder extreme Antizipation des Angriffs oder was auch immer durch die Gegend warf.

Ich musste viel an Le Tissier denken. Der versuchte uns das ganze letzte Wochenende für Konditionierungen und Bewegungs-Codes im Aikido zu sensibilisieren, die die Effektivität des Ganzen ziemlich verfälschen können. Das schlimmste daran sei, meinte er, dass sich ein Großteil der Aikidokas gar nicht bewusst ist, dass seine Bewegungen in gewisser Weise abgesprochen und nicht natürlich sind. Mein Gefühl sagt mir, dass die Watanabe-Schüler zu den am besten konditioniertesten und sich dieses Zustands am wenigsten bewussten Aikidokas gehören. Aber da ich den Mann nicht selbst gespürt habe, will ich mal nicht zu laut schreien.

 

14.09.2006 18:35 von Henny

  1. Ja, das ist ein spannendes Thema. Einer meiner Lehrer sagte mir, dass Watanabe quasi Modelle von Techniken in die Luft zeichnet – so wie man manchmal den Kontakt über zwei Zeigefinger aufnimmt, um Richtung und Fluss zu demonstrieren.
    Das haben aber sicherlich nicht alle Watanabe-Fans verstanden. Und ich war auch froh, nur zugeschaut zu haben …
    Übrigens, der Link oben führt ins Leere. Guckst Du hier:
    Watanabe Demonstration

    » kafu » 6678 Tage zuvor » #
  2. Danke für den Hinweis mit dem Link!

    An sich finde ich die Sachen von Watanabe gar nicht so unrealistisch: Als aufmerksamer (und vorsichtiger) Uke sollte man schließlich auf die Bewegungen seines Toris reagieren – auch wenn es sich nicht um einen saftigen atemi handelt. Befremdlich fand ich einerseits das Drumherum: Dieses extreme Hilfe-der-Mann-hat- zu-viel-Qi-Getue. Das hat einfach nix mehr mit Aufmerksamkeit zu tun.
    Und das mit den Modellen ist auch ein spannender Gedanke… allerdings kann ich manchmal nicht mehr nachvollziehen, wie der Kontakt zum Partner – sei er noch so abstrakt – zu Stande kommt. Und ohne Kontakt sind es eben nur Kattas… Übringens lachen auf dem Video hinter dem Link sogar die höflichen Japaner über einige Aktionen der Ukes. ;)

    » Henny » 6678 Tage zuvor » #
  3. Das dürfen sie in diesem speziellen Falle, denn Watanabe lacht auch ständig und laut… [denk] ... wahrscheinlich lachen sogar alle am selben Strang.

    » kafu » 6672 Tage zuvor » #
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