Dass ich im Gegensatz zu meinen Eltern nicht mehr wirklich DDR-sozialisiert bin, merkte ich heute angesichts des Red Bull Air Race auf dem Flugplatz Tempelhof: Schlangestehen oder zeitiges Erscheinen, um die besten Plätze zu sichern oder um überhaupt noch etwas abzubekommen, gehört nicht mehr zu meinen Kulturpraktiken.
Eigentlich wollte ich mich mit meinem Herrn Papa am Eingang des Flughafens treffen. Die von ihm anvisierte Uhrzeit – 8 Uhr, da Einlass von 9 bis 11 Uhr sein sollte – war mir dann aber doch zu früh für einen Samstagmorgen. Ich erhob mich also erst gegen 11 Uhr aus den Federn, um dann nach einem ausgiebigen Frühstück kurz vor eins in Tempelhof einzutreffen. Da wir inzwischen in einer kapitalistischen Ãœberflussgesellschaft leben, konnte man auch um diese fortgeschrittene Uhrzeit und ohne irgendwelche Kontrollen auf das Flughafengelände, wo ich schließlich auch meinen Vater in der ersten Reihe fand.
Nur für das Essen musste man dann wieder Schlangestehen. Ich stellte mich also zuerst an das eine Ende einer kürzeren Schlange, an deren anderem Ende Falafel verkauft wurden. Anschließend stellte ich mich ausgerüstet mit dem Falafel an die längere Schlange für die Bratwurst. Das Timing war perfekt. Ich verschlang den letzten Bissen Falafel, als mir die Verkäuferin die Bratwurst in die Hände drückte.
Das Rennen war übrigens auch gut: Tollkühne Helden in ihren fliegenden Kisten. Der einzige deutsche Pilot bei dem Rennen, Klaus Schrodt, hat sein Flugzeug übrigens auf dem Flugplatz stehen, auf dem auch mein Vater fliegt… Vielleicht ergibt sich da ja mal die Möglichkeit, sein Cockpit vollzu… äh… mitzufliegen, mein ich. Zum Beispiel während des Flugtages am 24. und 25. Juni bei der Flämingair.
Im Schlangestehen bist du doch ein alter Hase, ich errinnere dich da nur an die 11 Stunden vor der MoMA-Ausstellung.
» Andreas » 6827 Tage zuvor » #Mensch! Das hatte ich völlig verdrängt. Vielleicht habe ich ja da ein Trauma davongetragen, dass sich dieses Wochenende geäußert hat…
» Henny » 6827 Tage zuvor » #Komischerweise sind die kürzeren Wartezeiten die nervigeren. Nach zwei Stunden beginnt alles egal zu werden, in der Apathie verfliegt die Zeit..
» Andreas » 6826 Tage zuvor » #Vor allem war das Rahmenprogramm bei der MoMa-Ausstellung einfach spitze: Ich erinnere mich noch gut an das Mensch-Erde-Tralala-Festival auf dem angrenzenden Gelände, oder an diese jungen Christen, die mit “Jesus liebt Euch”-Botschaften im Sprechgesang um die neue Nationalgalerie stapften, und schönes Wetter hatten wir auch… hach, das waren noch Zeiten!
» Henny » 6826 Tage zuvor » #Stimmt, da wurde ja so einiges geboten. Ich kann mich nur noch an den jungen Mann erinnern, der ständig unter lautem Anpreisen seine Brezeln losschlagen wollte.
» Andreas » 6826 Tage zuvor » #An den kann ich mich auch noch erinnern! War das nicht der, der die Leute auch gleich noch lautstark und autoritär aufforderte, sich gefälligst ordentlich in die Reihe zu stellen und sofort aufzurücken wenn es weitergeht?!
» Henny » 6825 Tage zuvor » #Ein Allroundtalent eben.
» Andreas » 6824 Tage zuvor » #Wenigstens hatten wir unsere Karten schon einen Tag früher gekauft, so dass diese Schlange an uns vorbei ging.