Hatte diese Woche die fantastische Gelegenheit (mal wieder) das schlechteste Museum der Stadt zu besichtigen: Das Mauermuseum Haus am Checkpoint Charlie.
So wichtig die dort präsentierte Geschichte ist, so schlecht ist ihre Präsentation unter museumspädagogischen Gesichtspunkten (und mit Blick auf den gesunden Menschenverstand):
- Die Ausstellungsräume sind völlig vollgestopft. Keines der Ausstellungsstücke hat wirklich Raum zu wirken. Man hat das Gefühl, dass der Gründer des Museums, Dr. Rainer Hildebrandt, alles gesammelt hat, was er zum Thema finden konnte und diese Gegenstände, Bilder, Schriftstücke und das dazugehörige Wissen ohne jegliche Auswahl in den ihm zur Verfügung stehenden Räumen ausstellt.
- Apropos Dr. Rainer Hildebrandt: Das Museum widmet sich seit seinem Tod vor 2 Jahren nicht nur dem Thema Mauer, sondern auch der Würdigung des Lebenswerks des Gründung. Bereits im Eingangsbereich steht ein Portrait von ihm (mit schwarzer Binde) und Blumen. Ich kann die Trauer der Witwe (die das Museum seit dem Tod Hildebrandts leitet) verstehen aber irgendwie passt das nicht ins Museum.
- Damit hören die Ungereimtheiten nicht auf. Gleich zu Beginn der Ausstellung befindet sich eine Tafel zum Gedenken an die Attentäter des 20. Juli 1944. Auch dieses Gedenken ist gerechtfertigt, passt aber ebensowenig zum Thema, wie das Gedenken an Hildebrandt.
- Darüberhinaus geriet das Museum immer wieder durch fragwürdige Aktionen seiner Leiterin in die Schlagzeilen. Erinnert sei dabei an den Streit um die Kreuze für an der Mauer getötete Flüchtlinge oder an die Geschäftsidee von Studenten, die sich als Soldaten verkleidet vor dem zum Museum gehörenden Wärterhäuschen mit Touristen fotografieren lassen. Ich finde übrigens, dass das ganz gut dahin passt, schließlich ist das besagte Wärterhäuschen auch nachgebaut.
- Nichtzuletzt fragt man sich angesichts der unbescheidenen Eintrittspreise (9,50 € Normaltarif, 5,50 € ermäßigt) ob es Frau Hildebrandt tatsächlich um ethische Fragen ging, oder ob sie schlicht und einfach sauer war, weil sie nicht als erste auf diese Idee gekommen ist.