Zusammen mit der deutsch-amerikanischen Schülergruppe hatte ich auch die Gelegenheit verschiedene Parlaments- und Regierungsinstitutionen zu besuchen. Angesichts der während dieser Besuche zur Schau gestellten Inkompetenz, mache ich mir wirklich Sorgen um das Bild Deutschlands im Ausland.
Die angefragte MdB ließ sich nicht nur in Gegenwart der Jugendlichen darüber aus, dass es sie wirklich wirklich nervt, diese lästigen Publikumstermine wahrzunehmen und dass wir sie doch bitte nicht mehr anfragen sollen. Sie sprach darüber hinaus so schlecht englisch, dass mich das kalte Grausen überfiel. Meine Frage, ob man tatsächlich als MdB keine Fremdsprache sprechen muss, wurde später beantwortet: Anfragen an MdBs nach englischsprachigen Vorträgen werden fast immer negativ beantwortet, so eine Kollegin, die versucht, diese Termine an Land zu ziehen…
Nachtrag: Hatte ganz vergessen, dass die Frau zudem nicht müde wurde zu betonen, dass sie ja nur auf Grund der Frauenquote ihren Platz auf der Liste und folglich im Parlament bekam. Bei sowas krieg ich so das Kotzen, da es die durchaus sinnvolle Einrichtung einer Frauenquote lächerlich macht und ad absurdum führt. Nämlich durchaus fähigen Frauen Positionen zu verschaffen, die sie sonst nicht bekommen würden, einfach weil sie Frauen sind.
Die Erklärfrau aus dem Bundesrat sprach zwar ganz gut englisch – wenn man mal davon absieht, dass ihr etliche Vokabeln für die Führung fehlten – dafür machte sie aber den Eindruck, dass sie keine der von den Schülern gestellten Fragen verstand, geschweige denn beantworten konnte.
Der einzige erfrischende Beitrag kam von einem Mitarbeiter im Auswärtigen Amt, der sowohl fachlich kompetent als auch eloquent daher kam, dafür leider nicht wirklich mit seiner Powerpoint- Präsentation umgehen konnte…
Irgendwie sind die Leute noch nicht wirklich angekommen: Man tut immer noch so als wär man noch in Bonn und gar keine “echte” Hauptstadt.
16.02.2006 21:19 von Henny
Hatte diese Woche die fantastische Gelegenheit (mal wieder) das schlechteste Museum der Stadt zu besichtigen: Das Mauermuseum Haus am Checkpoint Charlie.
So wichtig die dort präsentierte Geschichte ist, so schlecht ist ihre Präsentation unter museumspädagogischen Gesichtspunkten (und mit Blick auf den gesunden Menschenverstand):
- Die Ausstellungsräume sind völlig vollgestopft. Keines der Ausstellungsstücke hat wirklich Raum zu wirken. Man hat das Gefühl, dass der Gründer des Museums, Dr. Rainer Hildebrandt, alles gesammelt hat, was er zum Thema finden konnte und diese Gegenstände, Bilder, Schriftstücke und das dazugehörige Wissen ohne jegliche Auswahl in den ihm zur Verfügung stehenden Räumen ausstellt.
- Apropos Dr. Rainer Hildebrandt: Das Museum widmet sich seit seinem Tod vor 2 Jahren nicht nur dem Thema Mauer, sondern auch der Würdigung des Lebenswerks des Gründung. Bereits im Eingangsbereich steht ein Portrait von ihm (mit schwarzer Binde) und Blumen. Ich kann die Trauer der Witwe (die das Museum seit dem Tod Hildebrandts leitet) verstehen aber irgendwie passt das nicht ins Museum.
- Damit hören die Ungereimtheiten nicht auf. Gleich zu Beginn der Ausstellung befindet sich eine Tafel zum Gedenken an die Attentäter des 20. Juli 1944. Auch dieses Gedenken ist gerechtfertigt, passt aber ebensowenig zum Thema, wie das Gedenken an Hildebrandt.
- Darüberhinaus geriet das Museum immer wieder durch fragwürdige Aktionen seiner Leiterin in die Schlagzeilen. Erinnert sei dabei an den Streit um die Kreuze für an der Mauer getötete Flüchtlinge oder an die Geschäftsidee von Studenten, die sich als Soldaten verkleidet vor dem zum Museum gehörenden Wärterhäuschen mit Touristen fotografieren lassen. Ich finde übrigens, dass das ganz gut dahin passt, schließlich ist das besagte Wärterhäuschen auch nachgebaut.
- Nichtzuletzt fragt man sich angesichts der unbescheidenen Eintrittspreise (9,50 € Normaltarif, 5,50 € ermäßigt) ob es Frau Hildebrandt tatsächlich um ethische Fragen ging, oder ob sie schlicht und einfach sauer war, weil sie nicht als erste auf diese Idee gekommen ist.
16.02.2006 21:06 von Henny
Heute Abend war ich seit langem mal wieder woanders als beim Training. Ich habe mir auf Vorschlag einer musik- und gesangsbewanderten Freundin Der Männergruppe angehört und angesehen.
Als erstes fiel uns beiden jungen Spunden auf, dass wir weit unter dem Altersdurchschnitt von 50 Jahren lagen. Das Rest-Publikum ließ sich von dieser Diskrepanz keineswegs einschüchtern, im Gegenteil: Ein Mitt70er beschlagnahmte souverän meine linke Armlehne und das obwohl er nach mir kam. Der Elan dieses Mannes war wirklich nicht zu bremsen: Nicht nur, dass er bereits während des ersten Liedes anfing zu klatschen, er ließ es sich auch nicht nehmen, gegen Ende des Programms “Voulez-vous coucher avec moi, ce soir?” mitzusingen. Das störte mich aber kaum noch, da mir mein linkes Trommelfell bereits von einer hinter mir sitzenden Frau zerlacht worden war…
Trotz der unzählbaren Kalauer in der Tradition von “Warum Männer eigentlich total geil sind und Frauen nur horizontal manchmal nicht nerven” riss uns das Programm dann aber doch so mit, dass wir bei einer der zweideutigen Einlagen / Moderationen / Textpassagen bedauerten, keinen Extra-BH mitgebracht zu haben. Ãœberlegungen, dass man uns als Werferinnen ja eh hätte identifizieren können, da der Saal nicht voll ist, wurden rasch entkräftet: “So oft bin ich ja nicht in Charlottenburg.”
In diesem Sinne: Mut zum Berliner Kulturgut!
PS: Die Muddis und Vaddis im Saal haben sich übrigens weggeschmissen. Für ne goldene Hochzeit wär das also der Brüller… oder für die Männerrunde nach der erfolgreichen Scheidung.
11.02.2006 01:01 von Henny
Vorhin am Hauptbahnhof: Die digitalen Anzeigen für die Züge auf den einzelnen Gleisen wurden inzwischen in Betrieb genommen – ohne dass bereits Züge dort halten würden. Am Gleis 13 lese ich Folgendes: 16.30 Uhr nach Sydney, über Tokio und Neu Dehli… Kein Witz!
Da haben die Techniker wohl von Sommer geträumt.
10.02.2006 15:38 von Henny
Eben saß ich in der S-Bahn und ließ mir Hintern und Oberschenkel rösten (so eine Sitzheizung gibt’s sonst nur in der S-Klasse von Mercedes!), während ich über die kleinen grauen Abbildungen von Berliner Sehenswürdigkeiten auf babyrosa Hintergrund, die Wände und Decken schmückten, meditierte.
Und dann nur krasse Leute um mich: Erst ein nach Pisse riechender Frankenstein, der sich mit dem Opa von The Munsters über Trabbis unterhielt. Dann ein Türke mit einer Fahne, die ich auf 2 m Entfernung auf der Zunge schmecken konnte. Daneben ein Mittzwanziger mit blonden Strähchen und ner schulterlangen Fönfrisur und zum krönenden Abschluss ne Frau, die gar nicht aufhören wollte ihrem Telefon mit Quietscheentchenstimme zu erklären, dass sie gestern nunmal was besseres vorhatte…
Man gut, dass ich auf dem Weg zum Training war!
09.02.2006 23:40 von Henny
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