Nachtrag: Hier eine kleine Ergänzung, die einen interessanten Einblick in das gewährt, was gerade in Berlin – von vielen gar nicht bemerkt – so abgeht.
Geschichte Hautnah II
Café Nord
Neulich traf ich mich mit einer alten Klassenkameradin (Verrät diese Vokabel, ähnlich wie Badeanstalt, eigentlich, dass ich aus dem Osten stamme?) in einem durchaus stylish zu nennenden Café am Bahnhof Pankow… ja das gibt es. Besagtes Etablissement heißt Café Nord und befindet sich Grunow- Ecke Schulstraße. Es besticht durch gemütliche Ledercouches und leckeren grünen Tee. Weniger bestechend ist der Chef. Nicht nur, dass er pampig erklärt, es gäbe kein Leitungswasser zum Tee, nein, er diskutiert diese lächerliche Bestellung mit der anderen Bedienung am Tresen, so dass ich dann auch wusste, wie blödsinnig meine Bestellung war.
Leider bin ich ein Schisser. Allerdings auch ein virtueller Stratege. So dachte ich mir – in Anlehnung an den wunderbaren Rhetorikkurs von vor 3 Wochen – mehrere potenzielle Antworten aus:
Wenn sie sich das nächste Mal über meine Bestellung belustigen wollen, dann tun sie das bitte hinter meinem Rücken.
Es gibt Cafés in dieser Stadt, da zahle ich die Hälfte ihrer Preise und bekomme sogar zum Mineralwasser auf Wunsch ein Glas Leitungswasser dazu.
Ich bezahle hier 9€ für einen Eisbecher und eine Kanne Tee. Da sollte sich das Glas Leitungswasser amortisiert haben.
Aber wie bereits gesagt: Ich bin ein Schisser. Und so habe ich mich entschieden, dieses Erlebnis im Blog zu verarbeiten. In der Hoffnung, der Typ googelt öfter mal nach seinem Café und findet meine Antworten auf diese Weise…
Kluges dazu [6]
Das Baby war beim Frisör
Es heißt ja immer alles wird teurer, vor allem seit der Einführung des Euro (Die haben nur die Währungsbezeichnung ausgetauscht und vergessen die Preise zu halbieren!). Auf einen Bereich des täglichen Lebens trifft das ganz und gar nicht zu: Den Frisörbesuch. Zumindest in Berlin. Berliner wissen, wovon ich rede, für alle Nicht-Hauptstädter: Hier kann man sich die Haare schneiden lassen für 10€ (in Worten: Zehn Euro). In echt. Mit waschen. Ohne fönen. Aber wer will das schon. Da rannte man früher eh nur nach Hause, um die Haare sofort nochmal zu waschen und diese Föhnwelle rauszukriegen.
Ich also gestern mal wieder zum Frisör. Die Hairfactory in der Uhlandstraße ist es geworden und es hat sich gelohnt: Die Frisöre und Gehilften sind jung und knackig. Das Haarewaschen – inklusive Kopfhautmassage!!! – dauert genauso lange wie das Schneiden. Damit hält sich der Herr Frisör zum Glück nicht lange auf und erspart mir zudem sinnentleerte Gespräche. Was auch daran liegen könnte, dass wir diesmal auf zwei völlig verschiedenen Wellen surften. Das merkte ich sofort an dem Sollte-das-etwa-ein-Witz-sein-Gesicht, mit dem er meinen ersten Spruch beantwortete. Daraufhin verkniff ich mir den Rest und richtete mich auf eine ruhige “Sitzung” ein.
Und die neue Frisur? Aufgepeppter Topfschnitt würde ich sagen. Der Pony ein bisschen schief – wenn ich ihn zur Seite mache, was ich eigentlich immer mache, würde es gar nicht auffallen, wurde mir von neutraler Seite versichert – sonst aber sehr schön. Erinnert mich an die Zeit als ich noch jung war: Da gab es mal eine Fernsehwerbung, wo einem Mädchen die Haare zu einem “Jungen-Schnitt” verkrüppelt werden und damit es nicht den ganzen Frisörladen zusammenblökt, darf es dann zu McDoof, die damals noch gar nicht so genannt wurden. So sehe ich jetzt aus. Nur halt 20 Jahre älter.
Frisurtipps [2]
Mein erstes Mal II
Gestern war es soweit: Nachdem ich verbal-akrobatisch alle in Frage kommenden KonkurrentInnen ausgestochen hatte, erwählte e-sven mich, um gemeinsam mit ihm um die halbe Stadt zu fahren und meine erste bloglesung zu hören… und zu essen.
Nachmittags noch in Eile unter unter Weglassen/Austauschen der Hälfte der Zutaten einen Pizzakranz gebacken und dann – hop – ins Café Babel. Essen, Trinken, Glücklichsein hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Texte waren ausgesucht – auch wenn einige Blogger etwas geschummelt haben und nicht wirklich blogbare Texte gelesen haben. Oder gibt es da auch Fortsetzungsromane?
Mein Favorit – und dazu noch ein echtes post – war der Orangen-Text von Madame Modeste. Ausgesuchte Alltagserotik, die kaum eine Phantasie trocken lässt. Aber auch die Katholen von Bov Bjerg und der Fischmensch von Herrn Paulsen waren sehr ansprechend. Beide Texte leider nicht im Netz. Der Text von Mequito verführte mich dazu, meinen Apfelsaft möglichst vor Ende des Textes und in einem großen Schluck zu Ende zu bringen – um den wirklich ekligen Stellen durstfrei folgen zu können.
Mir wurde angesichts des Abends bewusst, dass Sprache für mich immer sinnbildlicher und greifbarer wird. Sie lässt Bilder und Melodien in meinem Kopf entstehen. Auf ihr kann man davonfliegen oder sich davon treiben lassen. Ein wunderbare Entdeckung.
Kluges dazu [2]
Und noch ne Männergruppe
Diesmal Schotten im Zirkuszelt: Caledon gastieren im Tipi und ich war dabei.
Es war ein sehr schöner Abend, was das erste Stück, eine eher dröge Interpretation von Amazing Grace, nicht erwarten ließ. Die weitere Musikkritik überlasse ich der Fachfrau und widme mich an dieser Stelle vielmehr dem Drumherum, welches den Abend erst vollkommen machte.
Immer wieder verblüffend finde ich die Selbstverständlichkeit, mit der andere Nationen ihren Nationalstolz in den Wind brüllen: Da werden Lieder über die natürlich einzigartige und wunderschöne Natur Schottlands zum Besten gegeben, werden hingebungsvoll Liebeslieder – natürlich in Schottland von Schotten geschrieben – geschmettert und alles als schottisch bezeichnet, was mal Karos trug. Apropos: Die Herren trugen natürlich Kilt… es bleibt dabei: Männer im Collegemädchenlook (Karorock und Kniestrümpfe) sehen gewöhnungsbedürftig aus. Vor allem, wenn sie eine fellene Hüfttasche vor dem Bauch baumeln haben. Vor allem, wenn an dieser fellenen Hüfttasche zwei fellene Bommeln befestigt sind, die bei den durchchoreografierten Tanzeinlagen lustig mitwippen… Phallussymbol auf Schottisch, oder was?
Der kleine Sexismus für zwischendurch durfte natürlich auch nicht fehlen – Man stelle sich Handstand-machende Schotten im Kilt vor!!! – und verfehlte bei den angeheiterten Damen mittleren Alters keineswegs seine Wirkung, wie deutlich zu hören war. Allerdings muss ich sagen, dass ich trotz Brille und mehrfacher Drehungen des Tenors N° 3 nicht erspähen konnte, was er unter dem Kilt trug. :o(
Auch die Entourage erregte unsere Aufmerksamkeit: Der schmächtige deutsche Keyboarder tat sein bestes, um Dudelsack und Panflöte elektronisch auferstehen zu lassen, konnte aber gegen den musikalischen Direktor nicht punkten: Dieser Elton-John-Verschnitt in lila-grüner Schottenkarohose verließ während einer Akustik-Einlage sein Piano um ACDC-like Luftgitarre spielend über die Bühne zu rocken. 1A! Hätte Angus nicht besser machen können.
Auch die Pause war unterhaltsam – dank unserer Tischnachbarn. Die hätten ohne weiteres aus Andreas Dresens „Halbe Treppe“ sein können: Dicker Ehemann, dem niemals kalt ist (super Iso halt!) und das dazugehörige Weibchen mit blondierter schulterlanger Pudeldauerwelle. Très schick!
Und was lernen wir daraus: Frühes Kommen sichert die besten Plätze und Schotten mit Röcken sind „knuffig“. Solveig war erst skeptisch: Triadische Tenöre gibt es wie Sand am Meer und herausragend sind die wenigsten, aber dieser Abend hat sich dennoch gelohnt.
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