ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Danke, dass Sie sitzengeblieben sind, als dieser hirnamputierte Möchtegern-Macho sie mit den Worten Los Mäuschen! Aufstehen! aufforderte, ihren Platz für seine taube oder ebenso hirnlose Freundin und deren Kind zu räumen. Sie hatten ganz recht: So redet man nicht mit fremden Frauen und außerdem war noch genug Platz für alle da. Diese Schlappe konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Aber auch als er Sie – völlig zu unrecht! – mit fetter Trulla beschimpfte, blieben Sie höflich und räumten ihren Platz dennoch nicht.
Ich wollte Ihnen bereits während der Fahrt meine Zustimmung durch ein Zeichen kundtun. Leider saßen Sie mit dem Rücken zu mir. So blieb mir und meinem Begleiter nur, den Blödmann mit offenem Mund anzustarren und ihn kopfschüttelnd auszulachen.
Im Nachhinein habe ich mich über mich selbst geärgert: Dies war wieder einmal eine Situation, in der ich etwas hätte sagen sollen. Laut und deutlich. Wenigstens ein Ihre Mutter hat eindeutig die Höflichkeit bei Ihrer Erziehung vergessen! oder Ihr Vater hat sie einmal zu oft verprügelt, oder was? hätten mir rausrutschen sollen. Das wäre ich Ihnen schuldig gewesen. Und alle anderen auch. Die schauten allerdings betreten aus dem Fenster, an die Decke oder boten dem Typen sogar ihren Platz an. Vielleicht hatten sie aber auch nur Angst, die Situation würde eskalieren.
Immerhin sind wir dann doch noch an der gleichen Tram-Station ausgestiegen, wie Sie und dieser dumme Mann mit seiner Entourage. Obwohl mein Begleiter mir versicherte, dass solche Typen in der Regel nicht handgreiflich werden, wollte ich Sie da doch nicht allein aussteigen lassen… Man weiß ja nie.
Auf jeden Fall noch mal ein großes Dankeschön für ihren Mut!
Herzlichst,
Ihre Henny
30.05.2006 09:21 von Henny
„Sie bestehen aus Kopf und Penis. Ist das noch ein Mensch? Was ist aus all dem anderen geworden, das einen Menschen zum Menschen macht? Darin besteht die Unterdrückung des Mannes, daß all seinen anderen Möglichkeiten – seinen Emotionen, seiner Kreativität – nicht erlaubt wurde, sich zu entwickeln.“
Hanne-Lore von Canitz: Väter. Die neue Rolle des Mannes in der Familie, Econ Verlag, Düsseldorf u. a. 1980, S. 249.
24.05.2006 20:01 von Henny
“Ich habe immer so ein komisches Kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn denke.”
“Na ist doch klar, was das heißt…”
“Hm… ich habe schon überlegt, ob ich was mit dem Magen habe.”
17.05.2006 12:44 von Henny
Gestern war es soweit: Nach wochenlangem Fiebern und ersten Auftrittsplanungen stand meine erste Bauchtanzstunde auf dem Plan. Eine fesche, orientalisch anmutende Tänzerin namens Noura versuchte uns die ersten Grundbewegungen beizubringen. Das bedeutet vor allem, die Hüfte möglichst locker und von anderen Körperteilen isoliert in alle Richtungen zu schwingen. Ganz schön anspruchsvoll, vor allem wenn die Bewegungen schneller werden und im Rhythmus der Musik erfolgen sollen. Ich habe mich anscheinend nicht so blöd angestellt, mir wurde körperliche “Lockerheit” unterstellt. Das erste mal in meinem Leben.
Bevor hier frivole Sprüche gerissen werden: Der Bauchtanz ist Mittel zum Zweck. Ich hätte gern eine beweglichere Hüfte für’s Aikido und dachte mir, dass orientalischer Bauchtanz da genau das richtige ist. Ich bin nicht die einzige, weshalb der Kurs momentan zu 50% aus Aikidokas besteht. Natürlich nur Weibchen. Für Männchen ist dieser Kurs gar nix. Da bewegen sich zwar jede Menge Frauen mit nacktem Bauch zu erotisch klingender Musik, die Frauen haben aber mitunter das gebärfähige Alter längst verlassen und die entsprechenden Bäuche sind nicht mehr so ansehnlich.
Wir Aikido-Damen sahen zwar knackig aber dennoch etwas merkwürdig aus: So bemerkte ich mit Schrecken, dass ich (und die anderen beiden auch) tatsächlich Schultern und Oberarme wie ein Bodybuilder habe und mir Shirts mit Ringerrücken inzwischen besser stehen als Abendkleider in schulterfrei. Bisher hatte ich Kommentare disbezüglich mit dem Verweis auf unübersehbaren Neid in den Wind geschlagen.
Dass das langjährige Aikido-Training inzwischen Früchte getragen hat – im Training ist das ob der ganzen Korrigiererei von oben und unten ja nicht immer so klar – merkte ich auch erst gestern: Uns drei Damen wurde auf den Kopf zugesagt, dass wir viel zu niedrig stehen, unser Gewicht nur in der unteren Körperhälfte haben und uns viel mehr nach oben strecken müssen. Jippie! Ich habe ein tiefes Zentrum.
Ich freue mich jedenfalls schon auf nächste Woche und 2 weitere Stunden Shiggedim.
16.05.2006 19:08 von Henny
Warum stören mich die meisten Dinge eigentlich immer so plötzlich? Plopp Von einem Moment auf den anderen ziehe ich eine Fresse, runzle die Stirn und gebe nur noch pampige Antworten, deren Ton nichts Gutes verheißt. Die Umgebung reagiert meist überrascht Warum hast du denn nicht schon vorher was gesagt? Weil es vorher nix zu sagen gab. Ich dachte, alles wäre in Ordnung. Keine Probleme. Nur Sonnenschein. Man möchte seine Tage ja auch nicht mit Problemesuchen verbringen. Da wird man auf die Dauer noch zum Pessimisten und die liegen gerade nicht im Trend.
Heute, oder eigentlich schon gestern ist es mal wieder passiert: Ein unbedachter Satz am Telefon, die fehlende nonverbale Kommunikation, die alles entschärft hätte. Dann das bisher noch nicht eingelöste Versprechen, den faux pas wieder gut zu machen und schon bin ich schlecht drauf. Jetzt sitze ich hier und wundere mich einerseits über meine – vermeintlich grundlose – schlechte Laune und sinne andererseits über mögliche Ursachen nach. PMS kann es nicht sein, schließlich habe ich gerade den Eisprung, der mich ja eigentlich in befruchtungsfähige und männermordende hormonelle Hochstimmung versetzen müsste. Pustekuchen. Ich sitze hier und ärgere mich. Auch und vor allem über mich selbst. Denn eigentlich gibt es tatsächlich kein Problem. Alles läuft bestens, in einigen Details nicht so wie ich es mir vorstellte in verhuschten Tagträumen zwischen 2.5.9. Familieneinkommen und 2.5.10. Ausfallanalyse, aber das kann ich auch nur mir vorwerfen: Telepathie und Gedankenübertragung gehören nicht zu meinen Stärken und so kann das Objekt meines Ärgers ja nix von meinen Wünschen wissen.
Dafür bekommt er dann meinen Unmut auf eher diffuse Weise zu spüren. Ich bin ja nicht wirklich im Reinen mit diesen destruktiven Gefühlen, weshalb ich sie auch nicht ausleben kann. Eine andere – konstruktivere – Lösung wäre es, meine Wünsche explizit und verbal zu äußern. Dazu bin ich aber auch nicht in der Lage (trotz wiederholter gegenteiliger Behauptungen Keine Sorge! Ich sag schon was ich will…). Man möchte ja einen Hauch von Unnahbarkeit wahren und nicht gleich alle Karten und Tagträume auf den Tisch legen. Eigentlich dachte ich, ich wäre aus dem Alter raus, aber scheinbar handelt es sich hierbei um ein generationenübergreifendes Verhalten.
Sei’s drum. Mit Blick auf die Uhr kann ich mir die Entärgerung heute wohl aus dem Kopf schlagen… Die Fortsetzung folgt morgen. Vielleicht.
Nachtrag: Der Herr zeigt sich uneinsichtig und ich frage mich immer mehr, worüber ich mich eigentlich geärgert habe. Was du heut’ nicht kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen…
Nachtrag 2: Oder auch: Kommt er nicht heute, kommt er morgen. In diesem Sinne haben wir uns dann doch noch vertragen.
27.04.2006 22:37 von Henny
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